Artikel Bildhauer Boris Mlosch

Submitted byadmin onMi, 14.06.2017 - 17:51

Galerie «FIS & LUS», alte Bäckerei, Seon

Organische Skulpture, ungestylt
Plastiken und Grafiken von Boris Mlosch

ls. Seit der letzten Weihnachtsausstellung in der alten Bäckerei in Seon, in der unter dem Namen «FIS & LUS» ein Kunstbetrieb läuft, war es für die beiden Bildhauerfreunde Boris Mlosch und Linus Scherer klar: Es wird eine Einzelausstellung mit den Werken des in Lenzburg lebenden Künstlers Boris Mlosch geben, dessen Werke nach sieben Jahren wieder zum erstenmal dem Publikum gezeigt werden. Es wird seine erste Einzelausstellung sein.

Boris Mlosch, in Paris geboren, hat seine früheste Jugend in Deutschland erlebt. Er besuchte die Zürcher Rudolf Steiner-Schule, welche er mit der Matur Typ C abschloss. Er, der Naturwissenschaftler werden wollte, ist durch Versuche in der Malerei früh zur dritten Dimension vorgestossen. So hat er sich an der Berliner Kunst—Akademie zum Bildhauer ausbilden lassen. Durch die Teilnahme an der «G 90» und den grossen Aufträgen mit Licht und Form hat er sich als Bildhauer profiliert.

Bei einem Besuch in seinem Atelier, das Boris Mlosch vom zürcherischen Bäretswil nach Niederlenz verlegt hat, fallen neben seinen Plastiken und Skulpturen aus Stein, Metall und Kunststoff seine Liebe zu Maschinen und Mechanik auf. Im Widerspruch zu dieser Liebe zur Technik stehen seine organischen Skulpturen, die ihren Ursprung in Wurzelknollen, in Landschaften, bis hin zu Zellen und ihrer Entwicklung haben. Boris Mlosch sucht seine Themen im Lebendigen. Bei den Materialien, die er verwendet und ineinander arrangiert, Fühlt er sich dem altehrwürdigen Material Naturstein besonders verpflichtet. Das Herauslösen und Brechen des uralten Materials, das unter der Hand des Künstlers Formen annimmt, fasziniert ihn. Der Staub, der sich über das ganze Atelier legt, wird vom Bildhauer mit der Nase und der Lunge auf genommen.

Eine solche Staubschicht, unendlich zart und zerbrechlich, eine Haut, die durch den kleinsten Windstoss zerstört wäre, hat Boris Mlosch das Ausstellungs—Thema geliefert. Eine solche Verletzbarkeit der Haut findet man in seinen Skulpturen und seinen Bildern wieder. Sie zieht sich durch die ganze Ausstellung. Knoten-ähnliche Figuren dokumentieren Engagement und Kompromisslosigkeit, ergeben eine Formsprache «des Chnorzes». In Missachtung der traditionellen Bearbeitungsmethoden der Bildhauerei, enthalten die Skulpturen in ihrer Oberfläche ein grosses Feingefühl, widerspiegeln Sensibilität. Auch lassen seine Arbeiten ein Umwandeln, Wachsen und Reifen erspüren. Nie ganz fertig, «clean» und tot «gestylt», sondern in einer lebendigen Art offen gelassen. So verkörpern sie eine eigenständige Gestaltungsform, die einem Weiterbearbeiten Raum belässt.

Die Bildhauerei versteht Boris Mlosch als Forschungsgebiet, als Möglichkeit, Ersonnenes und Vorstellungen nachzubilden. Die dabei gewonnenen Erfahrungen führen zu neuen Erkenntnissen. Das Erarbeiten eines Themas, sein Gedankengut zu erweitern und zu korrigieren, lässt die Plastiken zu Krücken und Intellekts werden, ein Überbleibsel als Speicher dieser Erfahrungs- und Erlebniswelt. Können seine Skulpturen an die Struktur eines Gehirnes erinnern, an ein versteinertes Gedankengut?

Die Ausstellung ist bis 22. September am Dienstag, Donnerstag und Freitag von 16 bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 21 Uhr geöffnet. Die Vernissage findet heute Freitag um 19.15 Uhr statt.

 

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